Multi-CAD Engineering: Die 6 größten Herausforderungen

Lena Weglarz
|  Erstellt: February 22, 2024  |  Aktualisiert am: April 18, 2024
Multi-CAD Engineering Top-Herausforderungen Titelbild

In einem idealen Szenario würden alle Ingenieure, Hersteller, Auftragnehmer und Kunden dasselbe CAD-System nutzen, was die Zusammenarbeit erheblich vereinfachen würde. Die Realität des Produktdesigns ist jedoch weit von diesem Ideal entfernt. Verschiedene Unternehmen entscheiden sich für unterschiedliche ECAD-Systeme, was im Rahmen der Entwicklung von Elektronikprodukten berücksichtigt werden muss.

Selbst innerhalb einer einzigen Organisation ist es üblich, dass verschiedene Abteilungen oder Bereiche unterschiedliche Designsoftware verwenden, unabhängig von ihrer physischen Nähe. Diese Vielfalt führt zu vielen Herausforderungen, einschließlich Fehlern, Unordnung, Ineffizienzen, Doppelaufwand und finanziellen Verlusten. Aber warum passiert das?

Gründe für Multi-CAD-Umgebungen

Legacy-Designs

Zuerst betreiben viele Organisationen mit einem primären CAD-Tool, behalten aber auch eine Reihe von Legacy-Designs bei, die in mehreren CAD-Systemen erstellt wurden. Diese älteren Designs bleiben relevant, oft sind Aktualisierungen oder Modifikationen erforderlich, um sie an reale Anwendungen oder laufende Projekte anzupassen. Über 51% der Befragten in unserer kürzlichen Webinar-Umfrage erklären, dass Legacy-Projekte der Grund für die Beibehaltung von mehr als einem ECAD-Tool sind.

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Über 51% der Befragten geben an, dass Legacy-Projekte der Grund für die Beibehaltung von mehr als einem ECAD-Tool sind.

Dezentralisierte ECAD-Tool-Auswahl

Zweitens können Sie auf Organisationen mit dezentralisierten Teams stoßen, denen die Autonomie gewährt wird, ihre CAD-Tools selbst auszuwählen. Diese Vielfalt resultiert oft aus vergangenen Übernahmen, bei denen neu integrierte Unternehmen ihre etablierten Arbeitsabläufe und Praktiken beibehalten möchten.
 
Zusätzlich bevorzugen spezifische Teams möglicherweise ein bestimmtes CAD-Tool gegenüber der primären Option der Organisation aufgrund von Vertrautheit, Effizienz oder weil sie benutzerdefinierte Integrationen mit anderer Software und Systemen entwickelt haben. Der Wechsel zu einem anderen CAD-Tool könnte bedeuten, diese maßgeschneiderten Lösungen zu verlieren oder erhebliche Hürden bei der Neukonfiguration ihrer Arbeitsabläufe zu bewältigen.

Tatsächlich geben über 40% der Befragten zu, mindestens jeden Monat ein sekundäres ECAD-Tool zu verwenden, wobei nur etwas mehr als 16% ausschließlich auf ein einzelnes ECAD-Tool angewiesen sind.

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Über 40% der Befragten verwenden mindestens jeden Monat ein sekundäres ECAD-Tool, wobei nur etwa 16% ausschließlich auf ein einzelnes ECAD-Tool angewiesen sind.

Designauftragnehmer und Hersteller

Zuletzt darf die Rolle von Design-Dienstleistern und Auftragsfertigern nicht übersehen werden. Diese externen Partner arbeiten mit einem Spektrum von Kunden zusammen, was die Beherrschung mehrerer CAD-Systeme erfordert, um den Spezifikationen, Empfehlungen und Vorlieben der Kunden gerecht zu werden.

Herausforderungen des Multi-CAD-Engineerings

Aber das Verständnis der Gründe für Multi-CAD-Umgebungen ist nur der Anfang. Diese vielfältigen Systeme erschweren erheblich das Management und die Zusammenarbeit im Bereich ECAD über verschiedene Plattformen hinweg, und hier ist der Grund dafür.

#1 Dateiinkompatibilität

Verschiedene CAD-Systeme verwenden typischerweise ihre eigenen einzigartigen Datenformate, was zu Kompatibilitätsproblemen beim Teilen von Dateien über Plattformen hinweg führt. Obwohl viele CAD-Tools Dateikonverter anbieten, um eine Datei eines anderen Systems in ihr Format zu adaptieren, sind diese Konverter nicht fehlerfrei, insbesondere bei komplexen Designs. Der Konvertierungsprozess selbst kann zu Problemen wie Datenverlust, Korruption oder Fehlern führen, die die Integrität des Designs ernsthaft beeinträchtigen können.

Während die meisten Daten für einfachere Boards angemessen übertragen werden können, müssen Ingenieure oder Designer die konvertierten Dateien dennoch manuell aktualisieren, anpassen oder nachbessern und die unterbrochenen Verbindungen reparieren. Dieser zusätzliche Schritt verursacht zusätzliche Zeit und Kosten. Wenn das Board nicht häufig aktualisiert werden soll (weil es bereits in Produktion ist oder nur für Ersatzteile hergestellt wird), ist der Zeit- und Arbeitsaufwand für die Konvertierung und Aktualisierung alter Legacy-Dateien in das aktuelle CAD-Format möglicherweise nicht gerechtfertigt. Infolgedessen entscheiden sich viele Organisationen dafür, mehrere Legacy-Dateien unverändert zu lassen.

#2 Nicht zentralisiertes Design-Datenmanagement

Das Management von Design-Daten über verschiedene ECAD-Tools hinweg stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, aufgrund der unterschiedlichen Methoden, die verwendet werden. Während sich einige vielleicht auf die Dateinamensgebung für das Versionstracking verlassen, nutzen Tools wie Altium Designer in Verbindung mit Altium 365 ein ausgeklügeltes System zur Versionskontrolle und Release-Management. Diese Unterschiede im Umgang mit Versionen und Revisionen über verschiedene CAD-Systeme hinweg können zu Verwirrung und der Verwendung veralteter oder falscher Designversionen führen.

Ohne einen standardisierten Ansatz für Versionskontrolle und Datenmanagement greifen Organisationen oft auf temporäre Lösungen zurück, wie die Nutzung zentraler Netzwerklaufwerke oder das Veröffentlichen von Releases in ihren Product Lifecycle Management (PLM)-Systemen. Diese Lösungen, obwohl funktional, sind Kompromisse, die weit davon entfernt sind, die Komplexitäten mehrerer ECAD-Formate optimal zu verwalten. Sie bieten in gewissem Maße eine CAD-agnostische Umgebung, lösen jedoch nicht vollständig die Herausforderungen des plattformübergreifenden ECAD-Datenmanagements, was die Notwendigkeit umfassenderer Lösungen für Multi-CAD-Umgebungen unterstreicht.

#3 Erhöhte IT-Infrastruktur und Kosten

Die Aufrechterhaltung der Kompatibilität mit mehreren CAD-Systemen führt zu steigenden Ausgaben für IT-Infrastruktur und Support. Organisationen müssen erhebliche Ressourcen investieren, um dedizierte Hardware und Softwarelizenzen zu erwerben und technischen Support für jedes System bereitzustellen.

Darüber hinaus erfordern mehrere ECAD-Formate spezialisierte Viewer-Software, von denen jede ihre eigene Lizenz benötigt, nur um auf Design-Dateien zugreifen zu können. Dies fügt zusätzliche Komplexität hinzu und erhöht das Potenzial für Fehler, insbesondere wenn Designs aktualisiert oder modifiziert werden.

#4 Fragmentierte Feedback-Schleifen

Ein weiteres Problem ist die Inkonsistenz der Feedback-Mechanismen und Design-Review-Prozesse über verschiedene ECAD-Tools hinweg. Während einige Teams möglicherweise auf PDF-Redlining zurückgreifen, könnten andere von formelleren Review-Meetings mit detaillierten Berichten abhängig sein. Über 53% der Umfrageteilnehmer geben an, sich auf manuelle Kollaborationsmethoden mit anderen Teams zu verlassen. Diese Fragmentierung kann dazu führen, dass Feedback und umsetzbare Aufgaben über verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mails, Slack-Nachrichten und Notizen verstreut und möglicherweise übersehen werden. Die Verwendung mehrerer ECAD-Dateiformate isoliert oft Informationen in verschiedenen Systemen und erschwert eine effiziente Zusammenarbeit.

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Über 53% der Befragten verlassen sich auf manuelle Kollaborationsmethoden.

#5 Komplizierte BOM-Analyse und -Bereinigung

Auch BOM-Analyse und -Bereinigungsprozesse werden beeinflusst. Unterschiedliche CAD-Dateiformate verhindern die automatische Konsolidierung aller Daten. Diese Fragmentierung bedeutet, dass es keine einheitliche, allumfassende Informationsquelle für BOMs und Teile gibt, was Teams dazu führt, Daten manuell in ein universell zugängliches Format wie Excel zu exportieren, um die Lücke zwischen den Systemen zu überbrücken. Dieser Umweg, der oberflächlich praktisch erscheint, führt zusätzliche Schritte in den Workflow ein, erhöht das Risiko von Fehlern und Missverständnissen. Darüber hinaus kann das Fehlen eines standardisierten Überprüfungsprozesses dazu führen, dass kritische Details übersehen oder falsch interpretiert werden, was potenziell kostspielige Fehler und Produktionsverzögerungen zur Folge haben kann. Eine der Lösungen hierfür ist Altium 365 BOM Portal, das eine zentralisierte Plattform für das Management aller BOMs und Teile bietet.

#6 Erhöhte Schulungs- und Kompetenzanforderungen

Schließlich erfordert die Arbeit in einer Multi-CAD-Umgebung, dass Benutzer in mehreren CAD-Systemen geschult sind. Dies erhöht den Schulungsbedarf und kann zu einer steileren Lernkurve für neue Mitarbeiter führen. Die Kompetenz in mehreren CAD-Plattformen zu erlangen, erfordert nicht nur Vertrautheit mit den Grundfunktionen, sondern auch ein tiefgreifendes Verständnis ihrer einzigartigen Merkmale, Arbeitsabläufe und Integrationsfähigkeiten. Diese Komplexität beeinträchtigt die Produktivität und erhöht die Ressourcen, die eine Organisation für Schulung und Entwicklung aufwenden muss.

Ist eine reibungslose plattformübergreifende ECAD-Zusammenarbeit möglich?

Angesichts all der Herausforderungen, die wir angesprochen haben, könnten Sie sich fragen, ob eine effektive Zusammenarbeit über mehrere ECAD-Dateien hinweg überhaupt möglich ist. Besonders da die bestehenden Kollaborationssysteme sich auf ein einzelnes CAD-Tool beschränken und die für eine gemischte ECAD-Umgebung erforderliche Vielfalt nicht unterstützen.

Aber keine Sorge. Die Antwort lautet ja.

Für die erfolgreiche Produktentwicklung müssen einzelne Unternehmen und Teams in der Lage sein, mit verschiedenen heterogenen Systemen zusammenzuarbeiten. Sie müssen Informationen effektiv austauschen und Wissen durch die verschiedenen Stadien des Produktentwicklungszyklus übertragen. Glücklicherweise ebnet der technologische Fortschritt den Weg für Verbesserungen in diesem Bereich. Ein Paradebeispiel ist Altium 365, die erste wirklich ECAD-agnostische Plattform für die Produktentwicklung. Die Unterstützung mehrerer CAD-Dateiformate durch Altium 365 fördert eine kollaborative Designumgebung, die heterogene ECAD-Dateiformate aufnimmt. Diese Funktion ermöglicht es Ihnen, von fortschrittlicher Zusammenarbeit, digitaler Designprüfung und -markierung, robuster Datenverwaltung und Versionskontrolle sowie verbesserter Lieferkettenverwaltung zu profitieren, unabhängig davon, in welchem CAD-Tool Sie arbeiten, sei es OrCADⓇ* oder eine andere Software.

Erfahren Sie mehr

Unsere Ingenieursrealität ist ein vielfältiges Ökosystem, in dem verschiedene ECAD-Systeme koexistieren, angetrieben durch Altprojekte, dezentrale Werkzeugauswahl und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Designauftragnehmern und Herstellern. Diese Komplexität, obwohl unvermeidlich, führt zu erheblichen Herausforderungen, aber technologische Fortschritte, wie die Unterstützung mehrerer CAD-Dateien durch Altium 365, brechen konsequent die Barrieren für eine effektive plattformübergreifende ECAD-Zusammenarbeit ab. Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie die Lücken in Ihrer Multi-CAD-Umgebung überbrücken können.

*OrCAD® ist ein bundesweit eingetragenes Warenzeichen im Besitz von Cadence Design Systems, Inc. Alle Verweise auf dieses Warenzeichen dienen nur zu Identifikationszwecken. Die Verwendung dieses Warenzeichens impliziert keine Verbindung, Genehmigung oder Befürwortung durch Cadence Design Systems, Inc. Unterstützte Dateiformate
1. Schaltplan: ORCAD .dsn Dateien
2. PCB:
- OrCAD .brd v17.2 Dateien und später
- OrCAD .alg, .MAX, .ALG Dateien
3. Bibliotheksdateien (.olb, .pad, etc.) werden derzeit nicht für die Visualisierung unterstützt; wir speichern sie nur, ohne jegliche Webvisualisierung.

 

Über den Autor / über die Autorin

Über den Autor / über die Autorin

Lena Węglarz is a dynamic and engaging content creator and storyteller, known for her  commitment to clarity and the 'write-like-you-talk' rule. She joined Altium in 2023, and since then she’s been the driving force behind Altium 365 content, letting the community know where the  world designs electronics. Her work stands out for its ability to make complex technical concepts accessible and relatable. Collaborating closely with engineers, Lena integrates their insights and perspectives into the narratives, bridging the gap between engineers' technical expertise and  the broader community. She fosters a deeper understanding and appreciation of the intricacies  of electronic design.

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