Altium 365: Die neue Grenze der kollaborativen Realisierung von Cloud-fähiger Elektronik

Judy Warner
|  Erstellt: November 27, 2019  |  Aktualisiert am: Dezember 5, 2020

In diesem Interview sprechen wir mit Leigh Gawne, dem Chief Software Architect bei Altium, über Altium 365 und die Auswirkungen, die die Realisierung von Cloud-fähiger Elektronik auf Designingenieure - aber auch auf die gesamte Branche - haben wird. (Um zu sehen, wie Leigh Gawne und sein Team auf der diesjährigen AltiumLive-Konferenz gemeinsam eine Leiterplatte LIVE mit Altium 365 gestalten, schauen Sie sich dieses Video an.

Judy Warner: Leigh, bitte erzählen Sie unseren Lesern etwas über Ihren Werdegang und Ihre aktuelle Rolle bei Altium.

Leigh Gawne: Ich habe im Laufe der Jahre ein paar verschiedene Rollen wahrgenommen und in der Embedded-Software- und Systementwicklung in der Automobilindustrie sowie als Hardware-Entwicklungsingenieur und unabhängiger Designberater in verschiedenen Branchen gearbeitet.

Nachdem ich 2010 als Chief Technology Officer bei dem "Embedded Computer-on-Module"-Unternehmen Toradex einstieg, gründete ich das auf Stücklistenmanagement spezialisierte Unternehmen Ciiva, das 2013 aus Toradex ausgegliedert und 2015 von Altium übernommen wurde.

In den letzten vier Jahren war ich für die Integration vieler Ciiva-Technologien und -Services in Altium sowie für den Aufbau und die Bereitstellung der Grundbausteine der Altium 365-Plattform verantwortlich. Heute bin ich Chief Software Architect bei Altium.

Warner: Was genau ist Altium 365 und welchen Wert hat es für Designingenieure?

Gawne: Altium 365 ist unsere Cloud-Plattform. Ziel dieser Plattform ist es, den Designingenieuren die Zusammenarbeit und den Austausch mit anderen Beteiligten in der Wertschöpfungskette des Elektronikdesigns zu erleichtern. Vor Altium 365 mussten Designingenieure PDF-Schaltpläne und STEP-Modelle exportieren, eine Excel-Stückliste erstellen oder Vorfertigungs-Ausgangsdaten generieren, um sie mit Softwareingenieuren, Beschaffungspersonal oder Auftragsherstellern zu teilen. Nun können alle oben genannten Funktionen über eine einfache browserbasierte Benutzeroberfläche auf einfache und unkomplizierte Weise aufgerufen und visualisiert werden, ohne den Design-Flow zu unterbrechen oder unübersichtliche Exporte von Daten zu erzeugen.

Während die Altium 365 Cloud-Plattform die oben genannten Funktionen bietet, lassen sich auch Anwendungen darauf ausführen. Unsere erste derartige Anwendung ist Concord Pro. Concord Pro ist eine Anwendung zur Verwaltung von Designdaten mit besonderem Schwerpunkt auf der Verwaltung von Komponentenbibliotheken und dem Austausch von ECAD / MCAD. Sie bietet leistungsstarke Funktionen für das Komponenten-Lebenszyklusmanagement und ist nahtlos mit Dassault SolidWorks, Autodesk Inventor und PTC Creo integrierbar.

Die langfristige Vision von Altium 365 besteht darin, Design, Fertigung und Lieferkette so miteinander zu verbinden, dass dadurch die Erfahrung beim Designen und Entwickeln von Elektronik transformiert wird.

Warner: Was würden Sie Leuten sagen, die sich scheuen, ihre Designs in der Cloud zu teilen?

Gawne: Ich würde sagen, dass viele Leute dies bereits in irgendeiner Weise oder Form tun. Ich bezweifle, dass die meisten Leute immer noch CDs brennen und bei ihrem Auftragshersteller abliefern oder USB-Sticks an ihre Designpartner schicken. Die Leute sind es gewohnt, E-Mail-Anhänge zu versenden oder andere File-Sharing-Dienste für den Datenaustausch zu nutzen, und damit nutzen sie ja bereits die Cloud.

In vielen anderen Bereichen unseres täglichen Lebens sind wir stark auf die Cloud angewiesen. Ob Online-Banking oder unsere Social-Media-Präsenz, die Cloud verändert die Art und Weise, wie wir die Welt erleben, und bietet dabei ein neues Maß an Komfort in unserem immer hektischeren Leben. Warum sollte sich die Art und Weise, wie wir Elektronik designen und entwickeln, davon unterscheiden? Für einige Menschen gibt es legitime Bedenken, aber für die meisten besteht das entscheidende Hindernis lediglich darin, dass sie sich mental auf diese Sache einlassen müssen. Und in der Realität erfordert dieses mentale Einlassen eher einen kleinen Schritt als einen großen Sprung. Diese Entscheidung mag beängstigend oder unbequem erscheinen, aber sobald man sie getroffen hat, erkennt man, dass es wirklich eine großartige Entscheidung war und man schaut nicht mehr zurück.

Warner: Altium Concord Pro ist die erste Anwendung, die auf der Altium 365-Plattform verfügbar ist. Können Sie etwas darüber erzählen, welche anderen Arten von Anwendungen auf dieser Plattform gehostet werden?

Gawne: Ich will nicht zu viel verraten, aber Sie können davon ausgehen, dass es Anwendungen geben wird, die der Plattform neue Dimensionen von Funktionen eröffnen. Die Fertigung ist ein Bereich, an dem wir hart arbeiten. Wir verfolgen dabei das Ziel, es für Designer einfacher zu machen, spezifischer Hersteller- oder Technologiefähigkeiten in ihr Design einzubeziehen, und Zeiteinsparungen bei der Erstellung von Hardware-Prototypen zu schaffen, die in der Elektronikindustrie ein Novum darstellen. Man darf also in Zukunft mit fertigungsbezogenen Anwendungen rechnen.

Wir werden Altium 365 auch weiterhin nach einer Philosophie entwickeln, bei der Einfachheit und Zugänglichkeit im Vordergrund stehen. Zwar stehen wir noch am Anfang, aber Sie können Funktionen erwarten, die eine Einbindung von Drittanbieter-Integrationen in die Plattform erleichtern werden, und erwartungsgemäß werden diese die Form von Anwendungen haben.

Warner: Welchen Web Cloud Hosting Service verwendet Altium für Altium 365 und welche Sicherheitsmerkmale bietet dieser Service?

Gawne: Altium 365 basiert auf AWS, einer der weltweit größten Cloud-Infrastrukturen von Amazon. Sie verwendet redundante Rechenressourcen mit Multi-Availability Zone-Speicherdiensten die über vier unabhängige Regionen verteilt sind, was bedeutet, dass wir eine ausgezeichnete Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit, Leistung und natürlich Sicherheit bieten können. Indem wir viele der Standardelemente und -technologien von AWS nutzen, können wir uns auf unsere Anwendungsdienste konzentrieren, die für die Gewährleistung höchster Sicherheitsstandards unerlässlich sind, ohne das Rad in anderen Bereichen neu zu erfinden. Wir arbeiten mit externen akkreditierten Drittanbietern zusammen, die unsere Infrastruktur und Dienstleistungen regelmäßigen Penetrationstest unterziehen, um die Sicherheit zu überprüfen.

Warner: Letzte Frage. Wie wird Altium 365 Ihrer Meinung nach in 2-5 Jahren aussehen, und welche Vorteile wird die Plattform für Designingenieure und die gesamte Branche bieten?

Gawne: Ich glaube fest daran, dass Altium 365 der Katalysator für den Wandel in einer Branche sein kann, die, obwohl sie einige der schnellsten Veränderungen der Welt vorantreibt, der Zukunft und ihrer eigenen Evolution bisher etwas zögerlich begegnet ist. Dafür gibt es viele Gründe, aber ich glaube, dass es eine zunehmende Unterstützung für Veränderungen gibt, die völlig neue Erfahrungen für alle Beteiligten im Elektronikdesign und damit für die gesamte Welt bringen werden.

Die Leute mögen der Ansicht sein, dass die Elektronikindustrie bereits sehr groß ist, und damit lägen sie nicht falsch, aber natürlich ist das alles relativ - die eigentliche Frage ist, wie viel größer könnte sie noch werden? Ich persönliche denke, dass wir noch ganz am Anfang stehen. Wir befinden uns wahrscheinlich noch näher an der IBM-Mainframe-Ära als an der IoT-Ära, und bevor sich letztere manifestieren kann, bedarf es einiger wesentlicher Veränderungen unserer Arbeits- und Denkweise. Altium 365 ist dabei nur der Anfang.

 

Über den Autor / über die Autorin

Über den Autor / über die Autorin

Judy Warner ist seit über 25 Jahren in einer einzigartigen Vielfalt von Rollen in der Elektronikindustrie tätig. Sie verfügt über einen Hintergrund in der Leiterplattenherstellung, Hochfrequenz- und Mikrowellen-Leiterplatten, sowie in der Auftragsfertigung mit Schwerpunkt auf Militär-, Luft- & Raumfahrt-Anwendungen.

Darüber hinaus war sie als Autorin, Bloggerin und Journalistin für verschiedene Branchenpublikationen wie Microwave Journal, PCB007 Magazine, PCB Design007, PCD&F und IEEE Microwave Magazine tätig und ist ein aktives Vorstandsmitglied der PCEA (Printed Circuit Engineering Association). Im Jahr 2017 kam Warner als Director of Community Engagement zu Altium. Neben der Veranstaltung des OnTrack-Podcasts und der Erstellung des OnTrack-Newsletters rief sie die jährliche Altium-Anwenderkonferenz AltiumLive ins Leben. Warners Leidenschaft ist es, Ressourcen, Unterstützung und Fürsprecher für PCB Design Engineers weltweit bereitzustellen.

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