Badgerloop strebt nach Hyperloop-Ruhm – und sichert sich die Aufmerksamkeit von Elon Musk

Judy Warner
|  Erstellt: July 19, 2017  |  Aktualisiert am: March 16, 2020

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Team Badgerloop bei der Vorstellung des Pod II im Juni

 

 

Im Jahr 2013 stellte Elon Musk in einem Whitepaper das Konzept eines Hyperloop Transit-Systems vor. Für diese Entwicklung schlug er einen komplett auf Open Source basierenden Ansatz vor und lud Universitäten dazu ein, sich an einem Pod-Wettbewerb zu beteiligen. SpaceX finanzierte dafür den Bau einer verkleinerten Version eines Vakuumtunnels mit einer Länge von gut einer Meile, in welchem die Pods im Rahmen des Wettbewerbs gegeneinander antreten sollten. Für diesen ersten Wettbewerb sollten nur drei Pods die Möglichkeit erhalten, auf der Basis von durch SpaceX definierten Kriterien einen der heißbegehrten Testläufe zu gewinnen.

 

Für alle Teams bestand der erste Schritt aus Konzeption und Design. Ausgewählte Beiträge wurden im Januar 2016 im Rahmen des an der Universität Texas A&M ausgerichteten Design-Weekends bewertet. Von 1.000 Beiträgen wurden lediglich 120 Teams zur Teilnahme am Design-Weekend eingeladen. Das Team Badgerloop war nicht nur dabei, sondern setzte sich zudem gegen ein beeindruckendes internationales Teilnehmerfeld durch und belegte in der Kategorie Design und Konstruktion den dritten Platz. Dies sicherte dem Team die Chance, seinen Pod zu bauen und am ersten Wettbewerb im Januar 2017 teilzunehmen.

 

Während des Studienjahres und des Sommers variiert die Größe des Teams Badgerloop zwischen 30 und 80 Mitgliedern. Castle ist einer von gut einem Dutzend Teamleitern und Hauptansprechpartner für das Elektro-Team. Das für die elektrischen Systeme verantwortliche Team entwickelte mit Altium Designer eine „STM Nucleo Microcontroller“-Platine und die passende Abschirmung. Das Team kann diese Komponente wiederverwenden, wenn neue Varianten des Pods entwickelt werden. Außerdem wurden eine Leiterplatte zur Batterieregelung und eine Magnetspulen-Steuerplatine entworfen. Um den Arbeitsablauf zu optimieren, entwickelte das Team ein Subversion-Netzwerk, das  die enge Zusammenarbeit an PCB-Designs während des Sommers ermöglicht, wenn sich Team-Mitglieder auf zwei verschiedenen Kontinenten und in drei verschiedenen Zeitzonen befinden.

 

 

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Vorstellung des Pod II am 17. Juni 2017

 

 

Team Badgerloop enthüllte sein „Pod One“ im Dezember 2016. Ende Januar 2017 rief dann der erste Hyperloop Pod Wettbewerb, und das Team trat die lange Reise nach Kalifornien an. Die Mitglieder hatten ihre Ziele hoch gesteckt und arbeiteten 40–50 Stunden in der Woche am Pod, immer in der Hoffnung, eine Chance auf den Tunnel-Testlauf zu bekommen. Während des Inspektionsprozesses kam es dann zu einer herzzerreißenden Wendung: Das Team ließ versehentlich die 12-Volt-Batterie eingeschaltet und verlor dadurch seine gesamte Stromversorgung. Man fand zwar eine Ersatz-Stromversorgung, aber die legte das elektronische System komplett lahm. Damit lösten sich alle Hoffnungen auf den Tunnel-Testlauf sprichwörtlich in Rauch auf. Da die Pods autonom und in kleinerem Maßstab entwickelt worden waren, verbaute keiner der Wettbewerber einen Fahrgastsitz, außer dem Team Badgerloop. Zudem installierten sie ein Audio-System im Pod. Im Vorfeld und während des Wettbewerbs hatte das Team fortlaufend Tweets an Elon Musk gesendet und ihn eingeladen, doch im Pod Platz zu nehmen. Ingenieure von SpaceX versicherten dem Team jedoch, dass Musk niemals erscheinen würde. Hinzu kam, dass sich das Pod des Teams ungefähr 400 Meter von der Bühne entfernt befand, auf der Musk eine kurze Rede hielt, bevor er sich dann von der Veranstaltung zurückzog. Wenig später begannen sich größere Menschenmengen in Richtung des Badgerloop-Pods zu bewegen. Aus der immer näher kommenden Gruppe trat plötzlich Elon Musk hervor, um den Präsidenten und das gesamte Team zu begrüßen. Musk lehnte doch die Einladung, an Bord Platz zu nehmen, ab, trotz des Flehens des Teams „Wir haben das hier für dich gebaut!“ . Schließlich rief jemand aus der Gruppe: „SETZ DICH JETZT IN DAS POD!“ Musk lächelte und kletterte für einen kleinen Schnappschuss in das Badgerloop Pod. Das Team war komplett aus dem Häuschen. Ihr achtminütiges Video vom Wettbewerb und dem Moment mit Elon Musk ist unbezahlbar!

 

 

 ein während des Wettbewerbs im Januar aufgenommenes Foto von Elon Musk im Pod des Teams sah.

 

 

Das Team Badgerloop konzentrierte sich in seinem Design auf Zukunftstechnologien, Skalierbarkeit und Innovation. Dazu setzte es auf magnetische Halbach-Räder, die magnetisch sind und bei einer bestimmten Drehgeschwindigkeit für Vortrieb sorgen. SpaceX zeichnete den zukunftsorientierten Ansatz des Teams mit einem Innovationspreis aus, der zum Abschluss der Veranstaltung überreicht wurde.

 

 

 Elon Musk gibt Daumen bis zu Badgerloop Team

 

 

Ich habe Castle danach gefragt, was für das Team Badgerloop die größten Erfolge und Enttäuschungen im Verlauf des Wettbewerbs waren. Er erklärte, dass alle Beteiligten viele technische Herausforderungen aus dem echten IEntwicklersalltag erleben konnten. Sie alle lernten Dinge, die weit über die unvermeidlichen Einschränkungen des regulären Unterrichts im Universitätsumfeld hinausgingen. Einfache Dinge, wie z. B. zu wissen, woher man Bauteile beziehen kann, und die Berücksichtigung von Kosten und Lieferzeiten, waren höchst aufschlussreich. Es gab so viele unerwartete Herausforderungen, von denen die Teammitglieder lernen konnten und mit denen sie jetzt umzugehen wissen. Anstatt nur Teile und Ressourcen übergeben zu bekommen, mussten sie lernen, wie man Budgets und Ressourcen mit Bedacht verteilt. Sie machten vieles richtig, einiges falsch – und von beidem lernten sie gleichermaßen. Castle und die anderen Teammitglieder wissen, dass dies auf dem Weg ins Arbeitsleben ein echter Vorteil ist, mit dem sie in ihren Lebensläufen punkten können. Castle gab zudem an, seine Rolle als Teamleiter habe ihm ein größeres Verantwortungsbewusstsein vermittelt.

 

 

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Ryan Castle, Leiter des Badgerloop Electrical Teams

 

 

Eine der größten Enttäuschungen für das Team war es, den Pod nicht im Tunnel testen zu können. Zusätzlich erkannten sie, dass sie viel zu viel Geld für den Expressversand von Bauteilen ausgaben. Ebenso bedauert das Team, nicht genug Mittel für qualitativ hochwertige Labor-Ausstattung ausgegeben zu haben. Oszilloskope teilen zu müssen, sorgte zum Beispiel dafür, dass man quer über den Campus laufen musste, um sich diese von anderen Abteilungen zu leihen.

 

Das nächste Mal werden sie das Design vereinfachen und optimieren. Persönlich bedauert Castle den leichten Einbruch seines Notendurchschnitts. Er weiß jedoch, dass dies angesichts der Leistung seines Teams und seiner Lernerfahrung eher unbedeutend ist. Das nächste Mal wird das Team viel mehr Zeit für das Testen einplanen. Sie wissen jetzt, wie kritisch das Testen für den Erfolg ist.

 

Der neue Pod namens Pod II wurde der Öffentlichkeit im Rahmen einer Vorstellungsveranstaltung präsentiert. Pod II wurde von Grund auf neu entwickelt. Auch diesmal hat das Team es sich zum Ziel gemacht, den Pod in der Röhre auszuprobieren. Zu diesem Zweck wird diesmal ein Kaltgasantriebssystem verwendet, das beispielsweise auch bei Raketen zum Einsatz kommt. Dieser Pod ist um einiges schneller als bisherige Versionen und kann Geschwindigkeiten von bis zu 150 m/s bzw. rund 540 km/h erreichen. Da die Vakuumröhre nur etwa 1,5 km lang ist, ist es möglich, dass SpaceX den Betrieb des Pods bei Höchstgeschwindigkeit aus Sicherheitsgründen nicht gestattet. Das Bremssystem des Pod II umfasst eine Reibungsbremse mit Linearantrieb, die auf den Doppel-T-Träger wirkt. Der Pod mit seiner Kohlefaserhülle fällt freilich etwas kleiner aus, dennoch bietet er im Inneren Platz für eine Person (zum Beispiel für Elon Musk). Obwohl der Pod autonom gesteuert wird, verfügen sowohl das Badgerloop-Team als auch SpaceX über Notbremsen.

 

Die drei Teams, die letztes Jahr ihre Kapsel in der Röhre fahren lassen durften, bestanden allesamt aus Hochschulabsolventen oder Doktoranden. Team Badgerloop besteht fast ausschließlich aus Bachelor-Studenten. Das scheint die junge und motivierte Gruppe der Universität Wisconsin-Madison jedoch nicht im Mindesten einzuschränken.

 

Auf die Hauptziele des Teams im Rahmen des zweiten Hyperloop Wettbewerbs im August angesprochen, entgegnete Ryan Castle, dass es vor allem drei Hauptziele gebe:

 

      Es in die Röhre schaffen

      Sicherheit. Die in den Antriebssystemen aufgewendete Energie ist äußerst gefährlich.

      Die schnellstmögliche momentane Geschwindigkeit erreichen, erfolgreich zum Stillstand kommen … und GEWINNEN!!!

 

(Sehen Sie sich hier die Pod-Fahrten des ersten Wettbewerbs an)

 

Über den Autor / über die Autorin

Über den Autor / über die Autorin

Judy Warner ist seit über 25 Jahren in einer einzigartigen Vielfalt von Rollen in der Elektronikindustrie tätig. Sie verfügt über einen Hintergrund in der Leiterplattenherstellung, Hochfrequenz- und Mikrowellen-Leiterplatten, sowie in der Auftragsfertigung mit Schwerpunkt auf Militär-, Luft- & Raumfahrt-Anwendungen.

Darüber hinaus war sie als Autorin, Bloggerin und Journalistin für verschiedene Branchenpublikationen wie Microwave Journal, PCB007 Magazine, PCB Design007, PCD&F und IEEE Microwave Magazine tätig und ist ein aktives Vorstandsmitglied der PCEA (Printed Circuit Engineering Association). Im Jahr 2017 kam Warner als Director of Community Engagement zu Altium. Neben der Veranstaltung des OnTrack-Podcasts und der Erstellung des OnTrack-Newsletters rief sie die jährliche Altium-Anwenderkonferenz AltiumLive ins Leben. Warners Leidenschaft ist es, Ressourcen, Unterstützung und Fürsprecher für PCB Design Engineers weltweit bereitzustellen.

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