Mike Creeden, Gründer von San Diego PCB, mit seiner Tochter Nicole Pacino
Judy Warner: Nicole, in welchem Alter haben Sie das erste Mal Leiterplatten entwickelt?
Nicole Pacino: Ich begann schon früh mit dem Design. Ich glaube, da war ich 11 Jahre alt. Mein Vater, Mike Creeden, ist in der Branche tätig und war immer ein Vorbild für mich. Also war ich natürlich neugierig, was er da tat. Eines Tages setzte er mich vor einen Computer und präsentierte mir die Arbeit als Spiel. Ein sehr anspruchsvolles Spiel mit sehr spezifischen und vertrackten Regeln. Aber ich liebte es, es zu spielen! Ich begann also mit der Arbeit, bevor sie mir überhaupt als Arbeit bewusst wurde.
Meine Design-Karriere begann ich offiziell mit 20. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich mehr über die technischen Aspekte und verstand, wie und warum ich etwas tat, anstatt nur Anweisungen von jemandem zu befolgen.
Nach einigen Jahren beschloss ich, dass das Verstehen der unternehmerischen Aspekte ebenso wichtig war wie die Beherrschung der technischen Seite. Also ging ich an die Ohio State University und machte dort zwei Abschlüsse: einen in strategischer Kommunikation und einen in BWL. So hatte ich alle Voraussetzungen, um weiter in der Branche zu lernen und mich darauf vorzubereiten, eines Tages mein eigenes Büro zu eröffnen.
Warner: Woran arbeiten Sie jetzt und welche Herausforderungen beschäftigen Sie am meisten?
Pacino: Für gewöhnlich arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig, die unterschiedlich kompliziert sind. Zum Beispiel entwickle ich gerade eine kleine Leiterplatte, bei der es sich um ein HF-Design mit einer gedruckten Antenne handelt, mit 2,4 GHz und herkömmlicher Bluetooth-Low-Energy-Technik. Ein anderes Design ist da schon wesentlich anspruchsvoller. Es hat 16 Lagen und zwei verschiedene DDRs am Haupt-FPGA. Das hat Spaß gemacht und war besonders anspruchsvoll, weil wir das Design ohne High-Density-Verbindungen geschafft haben, obwohl es sich um ein 0,5-mm-BGA handelte. Das haben wir mit der Via-in-Pad-Methode erreicht.
Ein 16-lagiges Boarddesign Nicole hatte im Prozess mit DDR-Speicher, einer .5mm BGA- und On-Pad-Technologie.
Ich würde sagen, dass die größten Herausforderungen darin bestehen, hinsichtlich der immer anspruchsvoller werdenden Branchenstandards in Sachen Exzellenz in kürzerer Zeit und auf verschiedenen Plattformen auf dem Laufenden zu bleiben. Hier bei SDPCB haben wir Experten, die Dienstleistungen auf vier verschiedenen Design-Plattformen anbieten: Altium, Pads, Allegro und Xpedition.
Ich wurde ursprünglich nur auf Pads geschult. Als ich von der Hochschule zurückkam, erkannte ich die hohe Nachfrage nach Designern mit Altium-Kenntnissen. Also erschloss ich mir neue Karrieremöglichkeiten und meldete mich für den Online-Kurs „Altium Designer Essentials“ an. Nach erfolgreichem Abschluss des Kurses innerhalb einer Woche und dank der Benutzerfreundlichkeit der Software konnte ich schnell genug Erfahrung mit den Funktionen sammeln, um schon in der darauffolgenden Woche Designs zu erstellen. Es ist eine große Herausforderung, mich stets jeden Tag weiterzubilden und bezüglich der Branchenstandards immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Warner: Würden Sie rückblickend sagen, dass es Hinweise gab, die auf Ihre Begabung für das Design hindeuteten?
Pacino: Puzzles! Ich liebe Puzzles und Spiele. Aber ich denke, das sagen wahrscheinlich alle Designer bei dieser Frage. Außerdem bin ich selbsternannter Mathe-Nerd. Ich hatte schon immer Spaß daran, Probleme zu lösen, und bin sehr detailorientiert. Dies ermöglicht mir, das große Ganze zu sehen, es aber auch in Einzelteile zu zerlegen. Mithilfe abstrakter Perspektiven kann ich etwas visuell und logisch im Geiste lösen. Ich glaube, diese Denkweise hat mir dabei geholfen, in meiner Tätigkeit hervorragende Leistungen zu erzielen.
Mit zunehmendem Alter interessierte ich mich dann für Elektronik. Ich nahm Sachen auseinander und überlegte, wie ich sie wieder zusammenbauen konnte. Dann setzte ich sie anders zusammen, um zu verstehen, wie die Dinge funktionierten und was sie konnten. Ich glaube, diese Sachen haben mir wirklich geholfen, die Herstellbarkeit der Projekte zu verstehen, an denen ich jetzt arbeite.
Warner: Was hält Ihrer Meinung nach junge Menschen davon ab, eine Karriere im PCB-Design einzuschlagen?
Pacino: Ich denke, es ist die mangelnde Bekanntheit. PCB-Design wird für gewöhnlich nicht an Schulen unterrichtet. Die meisten Entwickler wissen, dass es ein essenzieller Bestandteil des technologischen Entwicklungsprozesses ist, aber vermutlich erkennen viele nicht die Karrieremöglichkeiten, die rein auf das Leiterplatten-Design bezogen sind. Viele Entwickler arbeiten bei den Unternehmen stets an denselben Produkten und entwickeln immer nur Überarbeitungen der immer gleichen Technologien. Als PCB-Designer habe ich jedoch Zugriff auf neue Technologien, die in allen Bereichen der Welt entwickelt werden — alles interessante Dinge von neuen Gadgets und Spielzeugen über Kommunikationssatelliten bis hin zu Militärsystemen und lebensrettender Medizintechnik. Deshalb bin ich sehr stolz auf das, was ich tue, denn ich merke, dass ich meinen kleinen Teil zu einer großen und wichtigen technologischen Entwicklung beitrage. Ich fühle mich wirklich geehrt, diese Möglichkeiten bei den verschiedenen Projekten zu haben, an denen ich arbeite. Es ist wirklich ein toller Job, von dessen Möglichkeiten die meisten jungen Menschen heutzutage wahrscheinlich gar nichts wissen.
Warner: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die eine Karriere im PCB-Design anstreben?
Pacino: Ich bin immer noch neu in diesem Beruf, also würde ich anderen wahrscheinlich denselben Rat geben, den ich mir selbst jeden Tag vor Augen halte, nämlich bei jedem Projekt auf Genauigkeit, Qualität und Arbeitseffizienz zu achten. Es gibt drei wesentliche Schwerpunkte, die beachtet werden sollten: Lösbarkeit, Elektronik und Herstellbarkeit jeder Leiterplatte. Ich würde sagen, strebe einfach das bestmögliche Ergebnis an und bildet euch stets weiter. Und bleibt offen für Tipps und respektiert das Wissen der erfahrenen Designer, die vor euch da waren, denn sie haben den Weg für das bereitet, was wir heute tun.
Warner: Ich war auf jeden Fall sehr beeindruckt von Ihrer Arbeit und den komplexen Sachverhalten, die Sie hier beherrschen, Nicole! Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns über Ihren Weg zu sprechen.
Pacino: Vielen Dank, es war mir ein Vergnügen!