Materialauswahl für PCB
Vom frühen 15. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert nutzten Künstler die Techniken flämischer Meister zur Erstellung naturgetreuer Bilder. Der Malprozess beginnt mit einer Vorzeichnung aus Blei, Zeichenkohle oder Tusche. Dann wird die Imprimatura, die erste transparente Farbschicht, in einem Olivton, aufgetragen. Anschließend wird die erste Untermalung in Umbra aufgebracht. Nach dem Abreiben folgt eine zweite Untermalung in Umbra und nach nochmaligem Abreiben eine einfarbige Untermalung.
Der Fokus der einzelnen Schichten der Untermalung liegt neben der Tonhöhe der dargestellten Bildgegenstände auf Details und erfordert ein genaues Vorgehen. Nach dem Aufbringen dieser Schichten und dem nochmaligen Abreiben, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erzeugen, überzieht der Maler die gesamte Leinwand mit Öl und setzt seine Arbeit mit der ersten und zweiten Farbschicht fort. Der Fokus der zweiten Schicht liegt auf Details und der Textur. Eine ergänzende Reinigung schafft die Voraussetzung für die letzte Farbschicht, mit der die hellsten Stellen des Bildes betont werden.
Leiterplatten oder gedruckte Schaltungen haben, was Kupferbedarf und Platinenplatz betrifft, im Großen und Ganzen ähnliche Anforderungen. Ob Berufseinsteiger oder erfahrener Layout-Planer: Sie kennen wesentlichen Punkte, die im Design-Prozess Kopfzerbrechen bereiten: Routing von Leiterbahnen, Platzierung der Bauteile, so dass die Signal- und Powerintegrität aufrechterhalten bleiben, Entwurf einer gedruckten Schaltung, die mit Blick auf Lötstoppmasken und Gehäuse, aus fertigungstechnischer Sicht gut zu produzieren ist.
Woher wissen Sie, wie Sie Ihre Designs optimieren können? Indem Sie die richtige Materialauswahl für Ihr PCB treffen.
Das Entwerfen eines PCB basiert auf demselben Ansatz, dem die alten Meister mit der flämischen Maltechnik folgten. Der Künstler konzentriert sich ganz auf das fertige Bild und verliert dabei nicht die kleinen Details aus den Augen. Übertragen auf das PCB-Design führt die „Vorgehensweise der alten Meister“ nicht nur zu einem besseren Verständnis der einzelne Bauteile eines PCB, sondern auch dafür, wie sich die verschiedenen Eigenschaften von Substraten und Leitern auf die PCB-Leistung auswirken. So können zum Beispiel die üblicherweise verwendeten Substratwerkstoffe die PCB-Leistung bei hohen Frequenzen mindern.
Bei der flämischen Maltechnik hat der Untergrund oberste Priorität. Jede Schicht der Untermalung verleiht dem fertigen Werk zusätzliche Tiefe. Da das Substrat die Grundlage bildet, sollten Sie die thermischen, elektrischen, chemischen und mechanischen Eigenschaften des Substrats kennen und beachten. In Tabelle eins sind die Substrateigenschaften aufgeführt. Jede dieser Eigenschaften kann die anderen beeinflussen und sich auf die Leistungsfähigkeit des PCB auswirken.
Tabelle eins – Substrateigenschaften
Die Wahl des Substratmaterials wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit des Schaltkreises aus. So ist es zum Beispiel sehr wichtig, die CTEs der Substratwerkstoffe zu kennen. Falls die CTEs zweier Substratwerkstoffe (oder auch die CTEs von Substrat und Bauteilen) zu weit auseinanderliegen, sind Probleme vorprogrammiert. Weichen die CTEs der Substrate zu stark voneinander ab, können durch die unterschiedlichen Ausdehnungsgeschwindigkeiten oder zunehmende Instabilität der dielektrischen Konstante Schäden entstehen. Bauteile wie Siliziumspeicherchips haben einen niedrigen CTE, Glasfaserlaminate dagegen hohe CTEs. Aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungsgeschwindigkeiten können Lötstellen brechen oder Bauteile beschädigt werden.
Maler, die die flämische Maltechnik verwenden, wählen bestimmte Farben und Pinsel, um die optimale Tönung und Tiefe zu erzielen. Fehler treten auf, wenn ein Künstler Wechselwirkungen zwischen Ölen, Firnis und Farben nicht bedenkt. Die Auswahl von Substratmaterial folgt einem ähnlichen Ansatz. Die Impedanz von Schaltkreisen unterliegt verschiedenen Größen, vor allem, wenn diese Schaltkreise bei hohen Frequenzen und Geschwindigkeiten arbeiten. So können zum Beispiel Feuchtigkeitsaufnahme und thermische Leitfähigkeit die dielektrische Konstante beeinflussen. PCBs mit feuchtigkeitsabsorbierenden Materialien oder wärmeerzeugenden Bauteilen haben eine höhere dielektrische Konstante, was sich wiederum auf die Leistung des Schaltkreises bei hohen Frequenzen auswirkt.
Impedanzänderungen oder Impedanzfehlanpassungen können dazu führen, dass digitale Hochgeschwindigkeitssignale Energie zurück zur Signalquelle reflektieren. Substratwerkstoffe für Hochfrequenz-Schaltkreise müssen eine dielektrische Konstante haben, die über einen weiten Frequenzbereich stabil bleibt. PTFE hat eine niedrige dielektrische Konstante, die sich nicht mit der Frequenz ändert. Da PTFE eine hohe CTE hat, sollten Sie dafür sorgen, dass auch die anderen in der PCB verwendeten Werkstoffe eine hohe CTE haben.
Tabelle zwei – Substrateigenschaften nach Typ
Im Gegensatz zu PTFE ist der normale FR-4-Substratwerkstoff nicht für Hochfrequenzschaltkreise geeignet. Darüber hinaus bleibt die Dielektrizitätskonstante von FR-4 bei Temperaturänderungen nicht konstant. Vergrößert sich der Temperaturbereich der Anwendung, wirken sich diese Änderungen signifikant aus und verursachen Impedanzänderungen. Darüber hinaus kann die Änderung der dielektrischen Konstante auch dazu führen, dass mit steigenden Frequenzen kein flacher Frequenzgang erreicht und aufrechterhalten werden kann.
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