Judy Warner: Bitte erzählen Sie uns, wie Ihr Team ins Leben gerufen wurde, wie viele Autos Sie bisher gebaut haben, und geben Sie uns doch einen Überblick über Violet.
Kristian Bojidarov: Sunswift ist ein aus Studierenden der Universität von New South Wales bestehendes Team, das weltweit die fortschrittlichsten Elektrofahrzeuge auf der Basis von Solarenergie entwirft, baut und damit an Rennen teilnimmt. Mit dem Wissen, das seit der Gründung von Sunswift im Jahr 1995 erarbeitet wurde, hat das Team vor kurzem die Fertigung von Violet, unserem sechsten Fahrzeug, abgeschlossen.
Ursprünglich waren die von Sunswift entwickelten Fahrzeuge für maximale Effizienz und Leistungsfähigkeit ausgelegt. Das wurde in den späten 1990er-Jahren und bis 2013 deutlich, als unsere Fahrzeuge maximal zwei Passagiere befördern konnten, ein extrem großes Array hatten und in der Challenger-Klasse bei der World Solar Challenge antraten. Seitdem hat Sunswift mit eVe und Violet sein fünftes und sechstes Fahrzeug entwickelt.
Das Design von Violet wurde für mehr Komfort und Ästhetik zugeschnitten, zusätzlich zur vermehrten Konzentration auf die Praxistauglichkeit gegenüber unseren früheren Fahrzeugen. Erreicht wurde dies durch eine stärkere Betonung auf ein aerodynamisch optimiertes Design, einen vorderen und hinteren Kofferraum, eine Rückfahrkamera, Parksensoren, einen interaktiven Bildschirm mit GPS, eine Klimaanlage und unser allererstes viersitziges Fahrzeug. Damit liegt Violet auf einem ähnlichen Niveau wie derzeit zugelassene Straßenfahrzeuge. Dies wiederum ermöglicht es dem Team, der Öffentlichkeit das kommerzielle Potenzial solarbetriebener Fahrzeuge zu zeigen.
Warner: Welchen aktuellen Schwerpunkt und welches Ziel haben Sie für die diesjährige World Solar Challenge?
Bojidarov: Leider gibt es dieses Jahr keine World Solar Challenge, die nächste ist erst 2019. Dennoch wird sich Sunswift bis dahin so gut wie möglich vorbereiten. Violet wird zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt sein und das Team wird die technischen Fähigkeiten und Grenzen dieses Modells sehr gut kennen. In den nächsten zwei Jahren wird das Sunswift-Team das Fahrzeug zusätzlich zu den Dauertests bei Bedarf modifizieren. Wie alle anderen Teams auch, wollen wir in möglichst vielen Kategorien des Rennens an erster Stelle stehen und gleichzeitig eine nachhaltigere Zukunft inspirieren und vorantreiben.
Warner: Wie viele Teammitglieder hat Sunswift zurzeit und wie viele davon gehören dem Elektrotechnik-Team an?
UNSW Sunswift Solarauto-Team mit „Violet“
Bojidarov: Sunswifts aktuelles Team besteht aus 40 Studierenden. In unserem Elektrotechnik-Team arbeiten 10 Studierenden am Entwurf, der Konstruktion und den Tests des elektrischen Systems unseres Solar-Autos. Unser Elektrotechnik-Team setzt sich nicht nur aus angehenden Elektroingenieuren zusammen, sondern ist ein Mix aus Mechatronikern, Softwareentwicklern, Photovoltaik-Ingenieuren und Ingenieuren für regenerative Energietechnik sowie Studierenden, die einen naturwissenschaftlichen Abschluss machen. Wir haben festgestellt, dass ein breit gefächerter Hintergrund bei den Studierenden im Elektrotechnik-Team hilft, Herausforderungen auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Warner: Was sind die größten Herausforderungen für das Elektrotechnik-Team und wie werden die Studierenden damit fertig?
Bojidarov: Eine unserer größten Herausforderungen ist das Datenkommunikationssystem in unseren Solarautos, bei dem es sich um einen CAN-Bus (Controller Area Network) handelt. Wir setzen den CAN-Bus dafür ein, alles zu steuern – von unseren Antrieben über die Bord-Tablets bis hin zu den Peripheriegeräten des Fahrzeugs (Blinker, Scheinwerfer usw.). Unsere CAN-Busse nutzen LPC-Mikrocontroller als CAN-Controller, einen USB UART IC als serielle Schnittstelle und CAN-Transceiver zum Senden und Empfangen zwischen CAN-Bus und Controller.
Unser Auto der fünften Generation, eVe, besitzt einen zentralen CAN-Bus zur Steuerung der elektrischen Systeme des gesamten Autos von einer zentralen Leiterplatte aus. Das wirft Probleme dahingehend auf, dass die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs von dieser einen zentralen Leiterplatte abhängig ist. Um diese Herausforderung zu meistern, haben wir in unserem neuesten Fahrzeug der sechsten Generation, Violet, alle CAN-Busse dezentralisiert und unseren Antrieb an ein separates Netzwerk angeschlossen. Dies sorgt für Ausfallsicherheit, damit der größte Teil des Netzwerks im Fall eines Fehlers dennoch betriebsbereit ist.
Warner: Wie hilft die Mitarbeit im Sunswift-Team Ihrer Meinung nach den Studierenden, sich auf ihre spätere berufliche Tätigkeit vorzubereiten?
Bojidarov: Die synergetische Umgebung von Sunswift, in der verschiedene Teams zusammenarbeiten müssen, um eine Reihe kurzfristiger und langfristiger Ziele zu erreichen, ist eine große Hilfe für alle unsere Teammitglieder. Der Übergang von der Universität in eine Arbeitsumgebung fällt den Studierenden in der Regel einfacher, da bei Sunswift viele allgemein übliche Arbeitsmethoden angewendet werden. Darüber hinaus erfahren die Teammitglieder etwas über die Arbeit der anderen Untergruppen und werden oft eingeladen, einen Beitrag dazu zu leisten. Das verleiht den Sunswift-Mitgliedern eine viel breitere Wissensbasis und hilft den Studierenden, Ideen, Designs und Konzepte aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die Ingenieure in unserem Team sind viel wettbewerbsfähiger in der Anwendung von Geschäfts- und Betriebspraktiken, und umgekehrt lernen die Mitglieder des Business-Teams viel mehr über Technik und Konstruktion und können daher bei der Bewertung von Projekten über die Grenzen von Zahlen und Statistiken hinausblicken.
Violet in der Bridgestone World Solar Car Challenge
Darüber hinaus spiegelt sich die während ihrer Zeit bei Sunswift entwickelte Leidenschaft und das Wissen am Arbeitsplatz wider, und das hilft vielen Absolventen, sich aus der Masse herauszuheben. Die Studierenden sind in der Lage, anders zu denken und innovative Lösungen vorzuschlagen, die in vielen Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind, insbesondere in unserer heutigen wettbewerbsorientierten und schnelllebigen Welt.
Warner: Wann findet der nächste Wettbewerb statt und wie können unsere Leser Ihr Team und den Wettbewerb virtuell und online verfolgen?
Bojidarov: Sunswift plant eine Teilnahme für 2019. Das wurde bisher noch nicht bestätigt und Sunswift ist somit nicht in der Lage, Einzelheiten offenzulegen. Um aber auf dem Laufenden zu bleiben, können Sie uns auf Facebook (@UNSW Solar Racing Team), Twitter (@sunswift) und Instagram (@unswsunswift) folgen. Der Wettbewerb hat in der Regel auch eine Webseite, der Sie folgen können, und dieser Link wird zu Beginn des Wettbewerbs in unseren sozialen Medien geteilt. Wir freuen uns auf die spannenden nächsten zwei Jahre.
Warner: Kristian, es war sehr schön, etwas über die beeindruckende Arbeit von Sunswift zu erfahren. Bitte übermitteln Sie Sunswift die besten Wünsche des ganzen Altium-Teams. Wir fühlen uns geehrt, Sie sponsern zu dürfen, und freuen uns schon auf Ihre Fortschritte.
Bojidarov: Es war mir ein Vergnügen, Judy, und ich danke Ihnen vielmals für die kontinuierliche Unterstützung durch Altium!