Team WARR Hyperloop mit Elon Musk nach ihrem Gewinn des Wettbewerbs Hyperloop Pod II im Jahr 2017.
Judy Warner: Bitte sagen Sie kurz etwas zur Geschichte von WARR Hyperloop und zur Technischen Universität München.
Martin Riedel: Im Herbst 2015 startete WARR Hyperloop als eine Gruppe von sechs Studenten, die inzwischen auf fast 40 Studenten angewachsen ist und jedes Jahr am Wettbewerb SpaceX Hyperloop teilnimmt. WARR Hyperloop ist Teil der größeren Studentenorganisation WARR (wissenschaftliche Arbeitsgruppe für Raketen- und Raumfahrt) an der Technischen Universität München (TUM). WARR ist seit den 1960er-Jahren eine aktive Studentengruppe; zu ihr gehören Teams, die hybride Raketentriebwerke, würfelförmigen Satelliten, Weltraumlifte und mehr bauen, testen und einsetzen.
Warner: Wie viele Studenten sind in der elektronischen Untergruppe und welche Ausbildungsstufen sind vertreten?
Riedel: Im Elektroteam sind 8 Studenten, von Bachelorstudenten ab dem 3. Semester bis hin zu Masterstudenten, mit den Hauptfächern Elektrotechnik, Informatik sowie Maschinenbau.
Martin Riedel (stehend) und das Team bereiten sich darauf vor, ihre Kapsel von 2017 zu starten
Warner: Ihr Team hat letztes Jahr den Hyperloop-Wettbewerb gewonnen und den Geschwindigkeitsrekord gebrochen. Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?
Riedel: Den Erfolg des vergangenen Jahres verdanken wir der konsequenten Konzentration auf unser elektrisches Antriebssystem. Die Kapsel wurde um einen Hochleistungsmotor herum und mit dem Schwerpunkt auf ihre eigene Gewichtsreduzierung entwickelt. Darüber hinaus war eine gründliche Prüfung des Systems vor dem Wettbewerb (auf dem Laborprüfstand und am Fahrzeug) ein wesentlicher Erfolgsfaktor. (KLICKEN SIE HIER, um die inspirierende Fahrt der WARR Hyperloop Kapsel 2017 zu sehen.)
Die 2017 WARR Hyperloop Kapsel rast durch die Unterdruck-Röhre von SpaceX
Warner: Was haben Sie zur Verbesserung von Konstruktion und Leistung der Kapsel dieses Jahr hinzugefügt?
Riedel: Die diesjährige Kapsel führt über das Konzept der des letzten Jahres noch hinaus. Wir haben das Fahrzeuggewicht deutlich reduziert: Eine durch Simulation optimierte CFK-Struktur ermöglicht eine Gewichtseinsparung von 50 % gegenüber dem Vorjahr. Umfangreiche Batterietests ergeben eine Spitzenleistung der Batterie für 60 % mehr spezifischer Leistung. Unsere maßgeschneiderten Bremsen reduzieren nicht nur das Gewicht durch den Einsatz leichter Legierungen, sondern ermöglichen auch eine Bremsverzögerung von bis zu 10 g. (Sehen Sie sich das Video der Entwicklung von Kapsel III HIER an.)
Das stolze Team mit seiner rekordbrechenden Kapsel von 2017
Im Antriebsstrang wird das Einzelmotorkonzept durch einen Satz von acht verteilten Elektromotoren ersetzt. Diese hochdrehenden Motoren verbessern das spezifische Leistungsverhältnis erheblich und bringen uns der angestrebten Höchstgeschwindigkeit von 600 km/h näher.
Warner: Das ist beeindruckend!! Welchen logistischen Herausforderungen müssen Sie sich stellen, um Ihre Kapsel und das Team von Deutschland nach LA zu bringen?
Riedel: Das Wettbewerbsfahrzeug, Werkzeuge und notwendige Teile werden in Transportkisten verpackt und per Flugzeug in die USA gebracht. Mit einem Frachtschiff würde uns das zwei Monate wertvoller Zeit kosten. Die Ankunft in LA, der Transport, das Be- und Entladen an den Wettkampf- und Teststandorten müssen lange im Voraus geplant werden. Eine große organisatorische Herausforderung stellt der Zoll dar: Ein Carnet ATA ermöglicht uns einen Erlass der Zollgebühren, weil wir unsere Güter ja nicht in den USA lassen, sondern sie wieder nach Deutschland zurückbringen. Das schließt aber ein, dass wir jedes einzelne Teil genauestens dokumentieren müssen, einschließlich der Größe jeder Schraube. Ein Prozess, den wir gern automatisiert hätten!
Angespannte Momente bei der Steuerung
Warner: Welchen Einfluss hat WARR Hyperloop auf Ihre beruflichen Ziele Ihrer Meinung nach und wie hat es Ihnen bei der Vorbereitung auf Ihre Zukunft geholfen?
Riedel: Es hat sich erheblich ausgewirkt, dass ich nun schon seit zweieinhalb Jahren im WARR Hyperloop-Team arbeite. Nirgendwo sonst könnte ich mir vorstellen, über so viele Sachgebiete etwas zu lernen und in ihnen zu arbeiten: von mechanischer über elektronische Hardware bis hin zum Aufbau eines Teams und zum Arbeiten darin. Unser gemeinsames Ziel ist für mich der wichtigste Aspekt jedes Wettbewerbs: ein Design zu entwickeln, es umzusetzen, zu testen und zum Termin funktionsbereit zu haben. Von der Idee bis zum funktionierenden Prototyp, und das mit möglichst wenig Hindernissen.
2017 Hyperloop II Wettbewerbstrophäe mit einem Autogramm von Elon Musk
Warner: Wir sind begeistert, dass wir bei dem Wettbewerb für einen weiteren großartigen Lauf der WARR Hyperloop Kapsel dabei sein können, Martin. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns von Ihrem Team, Ihrer Erfahrung und Ihrer neuen Kapsel zu berichten.
Riedel: Danke, Judy. Wir schätzen die Unterstützung und freuen uns auch sehr auf den Wettbewerb.
ANMERKUNG DES REDAKTEURS: Am 22. Juli nahm das Team WARR Hyperloop mit ihrer neuen Kapsel am Wettbewerb teil (etwa einen Monat nach diesem Interview). Die Ergebnisse können Sie auf der SpaceX Hyperloop Competition III Webseite oder der WARR Hyperloop Webseite sehen.