Vor kurzem feierte ich Geburtstag. Mein genaues Alter möchte ich zwar nicht verraten, nur dass ich im Restaurant problemlos den Seniorenteller bekomme. Je älter ich werde, so meine Feststellung, desto langsamer werde ich oder Dinge schneller. Es war wohl ein bisschen von beidem, wobei Letzteres es wohl mehr trifft. Charles Dickens schreibt in seinem Klassiker Eine Geschichte aus zwei Städten: „Es war die beste aller Zeiten, es war die schlechteste aller Zeiten.“ Wer in der Elektronikbranche tätig ist, wird Charles uneingeschränkt zustimmen. Wir erleben gerade eine der spannendsten Zeiten in der jüngeren Geschichte, die jedoch von großen Umwälzungen geprägt ist. Die größte Herausforderung lautet: Wie halten wir Schritt?
Eine kleine Spoiler-Warnung. Das heißt für uns, dass wir uns an die Anforderungen unserer Branche anpassen müssen. Hierbei ist das Verständnis für die Bedeutung des Platinendatenmanagements ganz zentral.
Jahrzehntelang hatte man den Eindruck, die Transformation von Innovation in Veränderung vollziehe sich langsam wie ein Rinnsal, das dahintröpfelt, doch inzwischen ist dieses Rinnsal zu einer reißenden Flut angewachsen. Weiterentwicklungen in der Elektronik durchdringen jeden Lebensbereich. Die Neuheiten von heute sind morgen schon überholt. Anzeichen für eine Abschwächung sind nicht zu erkennen. Marktneuheiten haben natürlich ihren Preis. Trotzdem steht man für das „Neueste und Beste“ tagelang Schlange.
So hat zum Beispiel ein führendes Unternehmen der Mobiltelefon-Industrie ein faltbares Smartphone angekündigt, das ausgeklappt zum Tablet wird. Zu haben ist es für stolze 2000 USD. Erstaunlicherweise läuft der Vorverkauf selbst bei diesem extrem hohen Preis stark.
Die Frage, die jede Managementebene umtreibt, dreht sich nicht um komplexe Einzelheiten erfolgreicher Produktentwicklung, sondern um deren Zeitpunkt. Völlig nachvollziehbar. Jeder will sich die wichtigsten Marktanteile sichern und der erste auf dem Markt gewinnt. Nur gibt es kaum ein Wort, das Platinendesignern mehr Schauer über den Rücken jagt als... MARKTEINFÜHRUNGSZEIT. Die Zeitspanne vom Entwurf bis zur Herstellung wird kürzer. Die Markteinführungszeit für neue Produkte ist auf ein paar Monate geschrumpft. Für die Überarbeitung von Designs ist weder die Zeit noch das Geld vorhanden. Sie müssen auf Anhieb funktionsfähig sein.
PCB-Design ist, wie es aussieht, ein kontinuierlicher Lernzyklus. Die Branche befindet sich in einem ständigen Wandel. Immer, wenn man gerade dachte, man habe „alles unter Dach und Fach“, ändert sich etwas. Mir persönlich machen diese Anforderungsänderungen Spaß und aus diesem Grund arbeite ich gern in der Branche. Man lernt immer hinzu. Wenn man vorne mitspielen will, muss man das allerdings auch, sonst ist man in der Branche weg vom Fenster.
Angesichts all dieser Herausforderungen müssen wir zuerst unsere Herangehensweise ändern. Es ist keine Alltagsroutine. (Was auch immer das ist) Unser heutiges Arbeitsumfeld macht eine kontinuierliche Überprüfung und Änderung der Prozesse (falls erforderlich) in Ihrem Designprozess nötig.
Mehr denn je gilt: Die von Ihnen verwendete Daten sind wichtiger als Ihre eigentliche Vorgehensweise beim Design. Bei der Bewältigung der Herausforderungen, vor denen unsere Branche steht, können uns unsere Platinendaten als Sprungbrett dienen oder zum Stolperstein werden. Wir alle haben schon den scherzhaft-bitteren Spruch Garbage In Garbage Out gehört. Die Designintegrität ist unmittelbar mit der Datenqualität verknüpft.
Behalten Sie dies stets im Hinterkopf von der Erstellung des ersten Bauteils bis zur letzten Datei Ihrer Pakete für Hersteller und Bestücker. Qualität und Fehlerfreiheit sind essenziell. Ich kenne nicht viele Unternehmen, die zulassen, dass die Richtigkeit der Daten an einem Fertigungsmodell überprüft wird, um dann zu ermitteln, wo die Fehler liegen. Das heißt, all diese Überprüfungen werden vorher durchgeführt.
Wenn wir von Integrität der Platine sprechen und damit die Datenintegrität meinen, geben uns wir manchmal damit zufrieden, „es irgendwie hinbekommen zu haben.“ Ein Seufzer der Erleichterung geht um und man glaubt, „es ist geschafft.“ Doch oft bedeutet „geschafft“ nicht unbedingt bestmöglich gelöst. Ziemlich häufig war einfach Glück dabei.
Per definitionem ist Integrität ein Zustand der Vollständigkeit und Unversehrtheit. Unter diesem Aspekt sollten Sie den Leiterplattenprozess und die hierfür verwendeten Daten betrachten. Es gibt ein Bindeglied, das im Design alles miteinander verknüpft. Das Datenblatt ist die detaillierte Beschreibung des Bauteils. Das Bauteil wiederum ist der Grundbaustein des Schaltplans, der dann auf die Platine übertragen wird. Aus dem Schaltplan generieren wir unsere Stückliste (BOM). Aus der Platine erstellen wir unsere Bestückungszeichnungen und natürlich die Fertigungs-/Bestückungsdaten.
Es versetzt mich immer noch in Erstaunen, wenn ein Entwurf aus farbigen Linien am Computerbildschirm einige Wochen später als fertige Platine auf meinem Schreibtisch liegt. Alles begann mit dem Datenblatt für das erste Bauteil, ein Beleg, wie wichtig diese Datenblätter sind.
Zum Schluss möchte ich Ihnen eines mit auf den Weg geben: Haben Sie keine Angst vor Veränderungen. Veränderungen sind das Wesen unserer Branche. Man darf sie nicht scheuen, sondern sollte sie annehmen. Ohne die Bereitschaft, unsere Vorgehensweise zu ändern, agieren wir nicht zum Wohle unserer Unternehmen, sondern als Bremsklotz. Diese sich rasant entwickelnden Branche ist gnadenlos und schießt Sie ins Abseits.
Identifizieren Sie ferner schnell die in Ihrem Designprozess verwendeten Daten und überprüfen Sie, ob diese von höchster Qualität sind. Fast jedes Problem, das mir beim Platinendesign begegnet ist, geht auf die Bibliothekskomponenten in der Datenbank zurück. Beginnen Sie deshalb auf dieser Ebene mit der Behebung aller potenziellen Probleme.
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