Aktuell ist das IoT wie ein Gladiatorenkampf im Kolosseum der Marktmächte und öffentlichen Meinungen. Es gibt immer neue Ranglisten, welche Protokolle oder Stacks am besten, welche IoT-Produkte am nützlichsten (oder sinnlosesten) sind und wer sich welches Element des wachsenden IoT-Ökosystems sichern wird. Das Beste ist, dass jeder dieser kleinen Kämpfe auch eine Entscheidung mit Folgewirkungen für Ihr nächstes IoT-Design ist. Klasse, oder?
Zu ihrem Glück habe ich für eines der großen Gladiatorenduelle im IoT-Kampf bereits die Quote bestimmt. Es geht um die Frage: Lohnt sich der Einsatz eines stromsparenden Weitverkehrs-Netzwerks (LPWAN) für Ihr IoT-System?
LPWANs sind eine große Umstellung gegenüber den Netzwerken, die sich auf das Internet oder mobile Kommunikation stützen. Wir haben vor Kurzem über sie geredet, aber die wichtigsten Punkte für eine Anwendung in IoT-Systemen sind folgende:
Niedriger Stromverbrauch
Das ist so wichtig, dass es sogar Teil des Namens ist. Anders als bereits verfügbare Mobilfunknetzwerke soll LPWAN die Stromkosten für ein IoT-System minimieren. Geräte produzieren meist nicht mehr als 10-25 mW, um die Konformität zu den ISM-Frequenzbändern zu gewährleisten. So können Fernsensoren oder Geräte lange Zeit, idealerweise jahrelang ohne Batteriewechsel arbeiten.
Große Bereichsabdeckung
Der Einzugsbereich von LPWANs liegt zwischen einigen Kilometern im städtischen Bereich und 15 bis 30 Kilometern in ländlichen Gebieten, ohne dass übermäßig viele Störungen auftreten. Ihre Reichweite ist wesentlich größer als die kurze bis mittlere Reichweite von Systemen wie Bluetooth oder Wi-Fi.
Geringe Bandbreite
Weil die meisten IoT-Geräte nur kleine Datenmengen senden, reduziert eine geringe Bandbreite die Systemkosten. LPWANs sind für Anwendungen ausgelegt, die wenige, kleine Nachrichten pro Stunde austauschen, und nicht für Anwendungen wie das Streaming mit ihren großen Datenmengen.
Niedrige Kosten
Die meisten LPWANs nutzen ein Abonnementmodel, was die Hardware (den Funk-Chipsatz) sehr günstig macht. Dafür fällt eine jährliche Abonnement-Gebühr für jedes Gerät an, das an das Netzwerk angeschlossen wird. Viele nutzen das nicht lizenzgeschützte Spektrum der ISM-Bänder (z. B. 868 MHz in Europa oder 915 MHz in den USA), um Kosten zu reduzieren.
LPWAN-Anwendungen in der Consumer-Elektronik stecken noch in den Kinderschuhen, werden also noch nicht im großen Stil eingesetzt. Allerdings kommt SigFox in Europa langsam in Schwung, und IoT Central vermeldet einen Nutzungszuwachs von 6 % im letzten Jahr. Aktuell sind die Anwendungen meist im gewerblichen Bereich oder in „Smart Cities“ zu finden, wo es in der Versorgungswirtschaft und den Dienstleistungen mehr Anwendungsmöglichkeiten gibt.
Wie bei allem im IoT-Bereich gibt es viele Wettbewerber und noch mehr Meinungen darüber, welcher der Beste ist. Wenn Sie Interesse an einer detaillierteren Übersicht haben, gibt es von IoT For All ein Whitepaper am Ende dieses Artikels, das Sie interessieren könnte.
LoRa und SigFox sind die größten LPWAN-Anbieter, aber es gibt auch einige Außenseiter mit großem Potential.
LoRa und SigFox sind die Schwergewichtskämpfer in der LPWAN-Arena. Allerdings gibt es auch einige Außenseiter wie Ingenue und Weightless, die definitiv einen Blick wert sind. Sehen wir zuerst, was die Schwergewichte zu bieten haben.
LoRa hat in Europa Fuß gefasst, wo es bereits fest eingerichtete Versorgungsbereiche gibt. Voraussetzung ist ein Funk-Chipsatz von Semtech, es handelt sich also nicht um einen offenen Standard.
Pro:
Kontra:
Der andere große Akteur ist auch schon etabliert. Auch SigFox genießt die starke industrielle Unterstützung durch Partner wie Texas Instruments, Silicon Labs und Axom.
Pro:
Kontra:
Ingenu ist später auf den Markt gekommen als SigFox oder LoRa, weil mehr Zeit und Arbeit auf die Entwicklung des gesamten LPWAN-Technologieangebots verwendet wurde. Ingenu war Gründungsmitglied der iEEE 802.15.4k Task Group und dort zuständig für die Überwachung der Niedrigenergie-Infrastruktur, verfügt also über fundiertes Basiswissen.
Pro:
Kontra:
Weightless ist ein weiteres Sub-Gigahertz-LPWAN, das im unlizenzierten Spektrum arbeitet. Ich bin Weightless-Fan, denn in diesem Bereich ist es der einzige offene Standard und bietet großes Potential für neue Anwendungen. Es gibt drei Standards: N, W und P. Kosten und und Geschwindigkeit lassen sich gut gegeneinander abwägen, und aus den umfangreichen Funktionssets lässt sich das auswählen, das am besten zu Ihrem System passt.
Pro:
Kontra:
Es gibt noch eine Reihe weiterer Optionen. Diese müssen aber zuerst noch Fuß fassen. Dazu gehören LTE-M, IEEE P802.11AH (eine stromsparende Wi-Fi--Option) und Dash7. Um Ihr IoT-Gerät einzusetzen, brauchen Sie ein vorhandenes und gut erreichbares LPWAN. Darum sind diese Optionen keine gute Wahl – zumindest bis jetzt. Sie sind aber garantiert Wettbewerber, also behalten Sie sie im Auge.
Wie bei anderen IoT-Kommunikationsprotokollen auch gibt es keine einfache Antwort auf die Frage, was das Richtige für Sie ist. Allerdings lässt sich leicht sagen, ob LPWAN nicht für Sie geeignet ist. Finden Sie zuerst heraus, welche Abdeckungsoptionen im geplanten Einsatzgebiet Ihrer Systeme zur Verfügung stehen. Gibt es kein Netzwerk, dann wäre der Einsatz von LPWAN wie eine Wette auf einen Gladiator, der gar nicht in der Arena steht.
Die Auswahl an LPWAN-Wettbewerbern ist groß, aber suchen Sie sich unbedingt denjenigen aus, der am Anwendungsort für Sie sinnvoll ist.
Während wir alle auf den nach oben gereckten Daume für das Protokoll warten, welches am weitreichendsten verfügbar sein und unterstützt werden wird, sollten Sie sich vielleicht auf etwas Bewährtes verlassen. Verlieren Sie LPWAN aber nicht aus den Augen. Wenn Ihre IoT-Geräte langfristig kompatibel sein sollen, müssen Sie es auf dem Schirm behalten.
Wenn Sie Ihre Recherche abgeschlossen und mit dem Design Ihrer IoT-Produkte begonnen haben, sollten Sie Ihre Bauteile und Anforderungen langfristig verwalten. PCB-Software wie Altium Vault machen das einfach und helfen auch bei der Verwaltung der Versionskontrolle, sobald Sie die Hardware für neue Netzwerkoptionen integrieren möchten. Sie können noch heute einen Altium-Vertreter kontaktieren und sofort loslegen!