Grundlagen der Signalintegritätsanalyse für Leiterplatten

Zachariah Peterson
|  Erstellt: September 21, 2020  |  Aktualisiert am: August 28, 2022
Grundlagen der Signalintegritätsanalyse in Ihrer Leiterplatte

Die Grundlagen der Signalintegritätsanalyse für Leiterplatten zu verstehen ist alles andere als einfach. Zwar gibt es Tools für die Signalintegritätssimulation, mit denen Sie das Verhalten von Signalen in verschiedenen Netzen während des Schaltplan- und Layout-Designs berechnen können. Sie müssen jedoch noch einige weitere Schritte unternehmen, um die Ergebnisse zu interpretieren. Dazu kommt, dass Sie für akkurate Ergebnisse auch echte Messungen anstellen sollten. Denn egal wie fortschrittlich manche Signalintegritäts- und EM-Simulationstools auch sind, sie sind nicht vergleichbar mit den Daten, die Sie aus echten Messungen gewinnen können.

Unabhängig davon, welche Methode Sie zur Untersuchung der Signalintegrität in Ihrer Leiterplatte verwenden (tatsächlich sollten Sie beide Methoden anwenden), gibt es einige wichtige Schritte, die Sie unternehmen können, um das Verhalten Ihrer Signale zu analysieren und Probleme in Ihrer Leiterplatte zu identifizieren. In diesem Artikel gehen wir die Grundlagen der Signalintegritätsanalyse Schritt für Schritt durch.

Die Signalintegritätsanalyse Schritt für Schritt

Die Signalintegritätsanalyse beginnt mit Simulationen vor dem Layout. Sobald Sie Ihr Layout aufgebaut haben, können Sie einige wichtige Post-Layout-Simulationen verwenden, um die geometrieabhängige Signalintegrität in Ihrer Leiterplatte zu analysieren. Irgendwann müssen Sie die Ergebnisse Ihrer Signalintegritätssimulation aber mit echten Messungen vergleichen; halten Sie Ihre Ergebnisse daher zum Vergleich griffbereit.

Analysen vor dem Layout

In diesem Teil geht es vor allem um das Schaltungsdesign, die Auswahl von Bauteilen und die Untersuchung davon, wie Signale zwischen den Ein- und Ausgängen von zwei Bauteilen übertragen werden. Es gibt drei wichtige Analysen, die Ihnen in dieser Phase umfangreiche Informationen über das Verhalten Ihrer Leiterplatte liefern.

Formel zur Berechnung von S-Parametern und Übertragungsfunktion
Beziehung zwischen S-Parametern und einer Übertragungsfunktion für ein 2-Port-Netzwerk.

In komplexeren Kanälen können Ihnen die oben genannten Analysen vor dem Layout dabei helfen, Dinge wie geplante Via-Übergänge zu qualifizieren.

Analysen nach dem Layout

In diesem Teil geht es darum zu untersuchen, wie sich Störeinflüsse (Parasitics) in Ihrer Leiterplatte auf die Signalintegrität auswirken. Da parasitäre Signalintegritätseffekte Funktionen der Leiterplattengeometrie sind, müssen Sie die folgenden geometrieabhängigen Signalintegritätsprobleme untersuchen:

Tools für die Signalintegritätsanalyse

Die oben genannten Punkte mögen den Anschein erwecken, dass Sie ein komplexes Simulatorprogramm zum Erstellen und Ausführen dieser Signalintegritätsanalysetools benötigen. Welche Tools Sie genau benötigen, hängt davon ab, was Sie simulieren und auswerten möchten. In Ihrem EDA-Tool werden einige dieser Simulationen einfach mit einem Tool wie IBIS durchgeführt, während komplexere Simulationen mit mehreren Netzen einen 3D-Feldlöser oder ein vergleichbares 2D-Feldlöser-Tool erfordern.

Asymmetrische Busse ohne Impedanzspezifikation

Bei langsameren asymmetrischen Bussen ohne Abschluss ist es möglich, ein gewisses Einschwingverhalten (Schwingen) zu beobachten, das auf die Struktur der Verbindung (ihre Kapazität und Induktivität) zurückzuführen sein könnte. Das ist etwas, das bei SPI beobachtet werden kann, wenn die Leiterbahn elektrisch kurz ist. In diesen Bussen ist es möglich, das Schwingen schon vor dem Layout festzustellen, solange Sie ein Übertragungsleitungsmodell in Ihren Schaltplänen angewendet haben und die Pin-Spezifikation entsprechend definiert ist (entweder SPICE-Teilschaltung oder IBIS-Model).

Schaltplan einer verlustfreien Übertragungsleitung
Beispiel für ein verlustfreies Übertragungsleitungsmodell in einem Schaltplan.

Wenn der asymmetrische Bus geroutet ist, können Sie eine Post-Layout-Simulation mit dem Signalintegritätsanalysator in Ihren EDA-Tools durchführen. Diese Analysatoren können entweder eine Logikfamilienzuweisung oder ein IBIS-Modell für die relevanten Pins/Netze verwenden, um Folgendes zu simulieren:

  • Crosstalk-Wellenformen und Identifizierung starker Kopplungsbereiche
  • Reflexions-Wellenformen
  • Andere Signalverhaltensmetriken (Anstiegs-/Abfallzeit, Überschwingen/Unterschwingen usw.)
  • Durchschnittlicher Widerstand entlang der Länge der Leiterbahn berechnen

Bei asymmetrischen Bussen ohne Impedanzspezifikation kann es zu Reflexionen auf der Treiberseite kommen, wenn der Bus (zu) lang wird. Schwingen kann auftreten aufgrund der Kapazität und Induktivität auf dem Bus. Wenn das Schwingen zu einem übermäßigen Überschwingen führt, sind die Reduzierung der Leiterbahninduktivität und das Hinzufügen von Dämpfung die beiden Hauptmöglichkeiten zur Verringerung der Schwingungsamplitude. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Dämpfung zu erhöhen, indem Sie einen Vorwiderstand einfügen, so wie Sie es auch mit einem niederohmigen Pufferausgang in einer längeren, nicht abgestimmten Übertragungsleitung tun würden.

Impedanzgesteuerte Busse

Bei asymmetrischen und differenziellen impedanzgesteuerten Bussen könnte der Abschlusswiderstand direkt am Chip anliegen. Das kann dazu führen, dass eine Simulation auf Basis einer Logikfamilie nach dem Layout nicht effektiv ist, da sie den Widerstand des Busses nicht korrekt beschreibt. Crosstalk kann dennoch simuliert werden, weil Sie die Kopplung zwischen zwei Verbindungen nur als Funktion der Anstiegszeit betrachten; das Ausmaß des Übersprechens ist entsprechend umgekehrt proportional zur Anstiegszeit – auch wenn Sie nur eine Logikfamilie zuweisen.

Im Falle einer Simulation nach dem Layout für Reflexionen und Impedanzverletzungen sollte eine Simulation in diesem Fall zumindest IBIS-Modelle verwenden, um das Pufferverhalten zu definieren, anstatt sich auf Logikfamilien-Beschreibungen zu verlassen. Solange die Pufferbeschreibung bekannt und verfügbar ist, kann sie angewendet werden, um das Verhalten des Bauteils im PCB-Editor zu modellieren. Das Standardtool für die Signalintegrität in einem PCB-Editor für Übersprech- und Reflexionswellenformen kann bei der Vorabqualifizierung des Signalverhaltens (Anstiegs-/Abfallzeit, Überschwingen, Übersprechen, gleichbleibender Widerstand und Schwingen) helfen, bevor ein fortschrittlicheres Analysewerkzeug eingesetzt wird.

Schwingen in der Signalintegritätssimulation
Beispiel für Reflexions- und Crosstalkdaten in einem gerouteten Netzwerk. Das oberste Ergebnis (Reflexion) hängt von der jeweiligen Logikfamilie ab und ist möglicherweise nicht immer genau; es sei denn, es wird ein validiertes IBIS-Modell verwendet. Das unterste Ergebnis (Crosstalk auf einem Victim-Netz) hängt von der Spannungsänderung ab und ist unabhängig von der Logikfamilie.

Um Dinge wie Augendiagramme, Multinetz-Crosstalk und Impedanzabweichungen entlang eines Netzes zu simulieren, kann es empfehlenswert sein, externe Tools zu nutzen. Viele dieser Tools sind mit unterschiedlichen Spezialisierungsgraden verfügbar. Feldlöser sind beispielsweise eine Option. Ein Vollwellen-Feldlöser hingegen ist nicht immer erforderlich; es sei denn, Sie möchten Strahlungsemissionen simulieren oder etwas Tiefergehendes mit SI/PI oder S-Parameter im simulierten Netz extrahieren.

Die leistungsstarken PCB-Design- und Analysetools in Altium Designer® bieten Ihnen zudem einen hilfreichen Ausgangspunkt für die Signalintegritätsanalyse, mit Simulationstools für die Signalintegrität vor und nach dem Layout. Diese genauen Berechnungen bieten Ihnen eine gute Grundlage für den Vergleich Ihrer Messungen. Sie erhalten außerdem Zugang zu umfangreichen Fertigungs-, Planungs- und Dokumentationsfunktionen; und all das auf einer einzigen zentralen Plattform.

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Über den Autor / über die Autorin

Über den Autor / über die Autorin

Zachariah Peterson verfügt über einen umfassenden technischen Hintergrund in Wissenschaft und Industrie. Vor seiner Tätigkeit in der Leiterplattenindustrie unterrichtete er an der Portland State University. Er leitete seinen Physik M.S. Forschung zu chemisorptiven Gassensoren und sein Ph.D. Forschung zu Theorie und Stabilität von Zufallslasern. Sein Hintergrund in der wissenschaftlichen Forschung umfasst Themen wie Nanopartikellaser, elektronische und optoelektronische Halbleiterbauelemente, Umweltsysteme und Finanzanalysen. Seine Arbeiten wurden in mehreren Fachzeitschriften und Konferenzberichten veröffentlicht und er hat Hunderte von technischen Blogs zum Thema PCB-Design für eine Reihe von Unternehmen verfasst. Zachariah arbeitet mit anderen Unternehmen der Leiterplattenindustrie zusammen und bietet Design- und Forschungsdienstleistungen an. Er ist Mitglied der IEEE Photonics Society und der American Physical Society.

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